Therapeutische Apherese

Im Jahr 2020 führte das Apheresezentrum der Universitätsklinik für Hämatologie und hämatologischen Zentrallabor insgesamt 612 Apheresen durch:

  • Autologe Stammzellsammlung für autologe Stammzelltransplantation
  • Sammlung von T-Zell-Lymphozyten für Chimäre Antigenrezeptor-T-Zell (CAR-T-Zell) -Therapie
  • Plasmapherese
  • Erythrozytapherese
  • Therapeutische Leukapherese
  • Therapeutische Thrombozytapherese
  • Immunadsorption

Das Verfahren der Apherese beruht auf der extrakorporellen Auftrennung von Blutbestandteilen mittels Zentrifugation mit einem Apheresegerät. Die Blutbestandteile werden in diesem Prozess gemäss ihrem spezifischen Gewicht in verschiedene Schichten separiert. Bei der therapeutischen Apherese werden gezielt bestimmte Zellfraktionen (z.B. Leukozyten bei der Leukapherese) oder Plasma entfernt. Die restlichen Blutbestandteile werden der Patientin/dem Patienten zurückgegeben. Bei der präparativen zellulären Apherese werden gezielt Zellfraktionen zur weiteren Verarbeitung, resp. Aufbewahrung entnommen (Stammzellen oder Lymphozyten). Die anderen Blutbestandteile (rote Blutkörperchen, Blutplättchen, Plasma) werden wieder an die Patientin bzw. den Patienten zurückgegeben.

Präparative zelluläre Apherese

Blutstammzellpräparate für Blutstammzelltransplantation

Im Apheresezentrum der Universitätsklinik für Hämatologie und hämatologischen Zentrallabor werden autologe (körpereigene) Stammzellen für autologe Blutstammzelltransplantationen gesammelt. Hierbei werden die Stammzellen im Blut des Patienten mittels Apherese von den restlichen Blutbestandteilen getrennt. Die Schicht, welche die Stammzellen enthält, wird abgeleitet und gesammelt. Die anderen Blutbestandteile (rote Blutkörperchen, Blutplättchen, Plasma) werden der Patientin/dem Patienten wieder zurückgegeben. Die gesammelten Stammzellen werden in flüssigem Stickstoff tiefgefroren und aufbewahrt. Nach stattgehabter Hochdosischemotherapie werden die Stammzellen aufgetaut und infundiert. Im Jahr 2020 wurden in unserer Klinik 172 Stammzellapheresen durchgeführt.

Sammlung von T-Zell-Lymphozyten für Chimäre Antigenrezeptor-T-Zell (CAR-T-Zell) -Therapie

Im Rahmen der CAR-T Zell Therapie werden mittels Apherese die Lymphozyten der Patientinnen und Patienten von den anderen Blutbestandteilen (rote Blutkörperchen, Blutplättchen, Plasma) getrennt. Die Schicht, welche die CAR-T-Zellen enthält, wird abgeleitet und gesammelt, während alle anderen Blutbestandteile (rote Blutkörperchen, Blutplättchen, Plasma) wieder an den Patienten rückgeführt werden. Die gesammelten Lymphozyten, im speziellen die T-Lymphozyten, sind das Ausgangsprodukt zur Produktion der CAR-T Zellen. Im Jahr 2020 haben wir 30 Lymphapheresen durchgeführt.

Therapeutische Leukapherese

Die therapeutische Leukapherese wird bei Patientinnen und Patienten mit einer Hyperleukozytose (sehr hohe Anzahl von weißen Blutkörperchen) durchgeführt. Eine Hyperleukozytose kann als Komplikation einer akuten oder chronisch myeloischen Leukämie auftreten und führt im schlimmsten Fall zu einer Leukostase (ein «Festkleben» oder «Stauen» der weissen Blutzellen in den kleinen Gefässen). Die Leukostase führt zu einer Minderperfusion der Organe mit Sauerstoff: eine Leukostase in der Lunge manifestiert sich klinisch als schwere Atemnot mit der Gefahr eines Atemversagens oder im Hirn mit Visus- und Konzentrationsstörungen und in schweren Fällen zu Lähmungen und Koma. Eine Notfall Leukapahrese kann bei symptomatischer Leukostase die Organminderperfusion verbessern und so kurzfristig den Patientinnen und Patienten helfen. Sie ersetzt aber nicht die Behandlung der zu Grunde liegenden Krankheit.

Therapeutische Thrombozytapherese

Extrem hohe Thrombozytenwerte (extreme Thrombozytose) können zum einen durch Thrombozytenfunktionsstörung zu einer Blutungsneigung führen, zum anderen kann es aber auch zu thrombotischen Verschlüssen in der Mikrozirkulation führen. Eine extreme Thrombozytose kann als Komplikation von myeloproliferativen Krankheiten, z.B. essentielle Thrombozytose, auftreten. Die beiden Komplikationen können getrennt aber auch miteinander auftreten und sind in vielen Fällen fatal. Ein schneller Beginn mit Medikamenten, die die Produktion der Thrombozyten hemmen (Zytoreduktion) ist dann auch der wichtigste Teil der Behandlung. Beim Auftreten von thrombotischen Organkomplikationen im Rahmen einer extremen Thrombozytose müssen die Thrombozytenwerte schnell gesenkt werden. Die zytoreduktive Therapie benötigt jedoch ein paar Tage bis sie Ihre Wirkung entfaltet. In dieser Situation kann eine therapeutische Thrombozytapherese durchgeführt werden um die Thrombozytenzahl schnell zu senken. Hierbei werden die Thrombozyten selektiv mittels Apherese entfernt, die restlichen Blutbestandteile werden wieder zurückgegeben. Die Indikation für eine Thrombozytenapherese wird sehr selten gestellt.

Erythrozytapherese

Bei der Erythrozytapherese werden extrakorporal mittels Zentrifugation die Erythrozyten von den restlichen Blutbestandteilen (Plasma, Leukozyten, Plättchen) getrennt. Diese Blutbestandteile werden der Patientin/dem Patienten wieder zugeführt. Die separierten Erythrozyten werden aufgefangen und durch gesunde Spendererythrozyten ersetzt. Eine Erythrapherese wird eingesetzt um bei Patientinnen und Patienten mit einer Störung der Erythrozyten, z.B. bei Sichelzellanämie, die kranken Erythrozyten zu entfernen und durch gesunde zu ersetzen. Bei Sichelzellanämie können sich die Erythrozyten unter Stress verformen («Sichelzell Erythrozyten») und zum Verschluss von Gefässen in der Lunge in Form eines vielfach fatalen akuten Thoraxsyndroms oder im Hirn in Form eines Schlaganfalls führen. Durch den regelmässigen Ersatz (alle 4-6 Wochen) der Sichelzellerythrozyten durch gesunde Spendererythrozyten mittels Erythrozytapherese kann das Auftreten dieser Komplikationen verhindert werden. Eine weitere Indikation für eine Erythrozytapherese ist die fortgeschrittene erythropoetische Porphyrie.

Plasmapherese

Bei der Plasmapherese wird das Patientenplasma von den restlichen Zellbestandteilen mittels Zentrifugation getrennt und entweder durch Flüssigkeit (Natriumchlorid in Kombination mit Albumin) oder in seltenen Fällen durch Spenderplasma ersetzt. Durch die Entfernung des Patientenplasmas werden krankmachende Proteine der Patientin/des Patienten entfernt. Bei diesen Proteinen handelt es sich meist um Antikörper, die gegen vitale Strukturen der Patientin/des Patienten gerichtet sind. Diese Antikörper spielen eine Rolle bei neurologischen Krankheiten (z.B. Myastheia gravis, Guillain-Barré Syndrom) oder bei Abstossungsreaktionen nach Transplantationen. Die Thrombotisch Thrombozytopenische Purpura (TTP) wird ebenfalls mittels Plasmapherese behandelt. Hierbei wird aber das Patientenplasma mit Spenderplasma ersetzt, um den erworbenen Mangel an funktionierender ADAMTS13 (ADAMTS13: "A disintegrin and metalloprotease with thrombospondin-1-like domains") zu korrigieren. ADAMTS13 ist ein Enzym das die grossen gerinnungsaktiven von Willebrand Moleküle (vWF) in kleinere Moleküle spaltet. Ein Mangel an ADAMTS13 führt zu einer Persistenz der grossen gerinnungsaktiven vWF und Aktivierung der Gefässzellen mit als Folge vaskulären Verschlüssen in den Organen, wie Hirn, Herz und Bauchspeicheldrüse.

Typische Einsatzgebiete der Plasmapherese sind z.B.:

  • Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP)
  • Guillain-Barré-Syndrom
  • Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie
  • Myasthenia gravis
  • Behandlung einer Abstossungsreaktion nach Organtransplantation (z.B. Lunge, Niere, Herz)

Immunadsorption

Bei Krankheiten, wo die Spezifität der Antikörper bekannt ist und bewiesenermassen eine Krankheit verursacht kann zur Reduktion der Antikörperkonzentration auch eine Immunadsorption durchgeführt werden. Hierbei wird das Plasma der Patientin/des Patienten von den anderen Blutbestandteilen getrennt (analog Plasmapherese). Danach werden spezifisch mit Hilfe eines Filters alle Antikörper aus dem Patientenplasma entfernt und die Patientin/der Patient erhält ihr/sein gereinigtes Plasma (ohne Antikörper) wieder zurück. Diese Prozedur wird zyklisch wiederholt, je nach Krankheit ist die Immunadsorption eine, wo eine Behandlung mit Immunadsorption eine Möglichkeit ist, sind z.B. chronische, inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIPD), Autoimmunencephalitis, Miller-Fisher Syndrom. Bei Krankheiten, die durch Alloantikörper vermittelt werden, kann die Immunadsorption ebenfalls effektiv sein. Als Beispiel ist hier der Morbus haemolyticus neonatorum erwähnt, bei dem durch eine Blutgruppeninkompatibilität Mutter-Kind mütterliche Antikörper gegen Erythrozyten via Plazenta die kindlichen Erythrozyten zerstören. Die Zerstörung der fetalen Erythrozyten führen zu einer fetalen Blutarmut und in vielen Fällen zum uterinen Fruchttod. Mittels Immunadsorption während der Schwangerschaft kann die Konzentration der mütterlichen Antikörper derart vermindert werden, dass eine Blutarmut beim Fötus verhindert werden kann.